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Katrin Bertram, CAMPAIGN, Performance (2016)
Katrin Bertram


27. - 27. Oktober 2016
Katrin Bertram macht sich das Schriftsystem der Musik zu eigen und übersetzt alltägliche Situationen des menschlichen Daseins in Partituren. Bei ihren von der musikalischen Klassik geprägten Soundinstallationen und -performances stehen weniger die musikimmanenten Fragestellungen im Vordergrund, vielmehr zentrieren sich die Arbeiten um eine konzeptuelle Transformation zeitgenössischer Themen. Mittels der Transponierung auf einen anderen Referenzrahmen, werden Handlungsmaxime in ihrer Struktur offen gelegt und erfahrbar gemacht.

Das Projekt Campaign befasst sich als Teil dieser Werkreihe mit der Amerikanischen Präsidentschaftswahl 2016. Hillary Clinton und Donald Trump hatten sich im Vorwahlkampf durchgesetzt – die Demokratin unterlag dem Republikaner am 8. November im Rennen um das Weiße Haus. Im Sommer 2016 entstanden zwei Partituren, gesetzt für Instrumental Ensemble, basierend auf je einer Wahlkampfansprache der beiden Kandidaten, die von der Künstlerin in Kalifornien besucht und dokumentiert wurden. Ausgehend von der Dokumentation erfolgte zunächst der Schritt vom Leben ins System und erst darauf derjenige vom System in den Klang. Die Parameter für Melodie, Rhythmus und Dynamik wurden sowohl anhand des Gesprochenen, als auch durch die Interaktion der Kandidaten mit dem Publikum definiert. Das Piano repräsentiert hierbei die politisch relevanten Themen, die Violine politisch irrelevante Sekundärthemen und das Violoncello die Reaktionen des Publikums. Der Tonumfang ist auf die Melodiestimme der amerikanischen Nationalhymne begrenzt. Der Prozess lässt sich über eine in Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Andreas Kowalewitz entstandene Legende und die dezidiert graphische Darstellung der Partituren nachvollziehen, Hör- und Betrachtungsebene sind gleichberechtigt.

Die Uraufführung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Klaviertrio Katharina Polivaeva (Piano), Dina Bolshakova, (Violoncello) und Celia Schann (Violine) in der Petra Rietz Salon Galerie Berlin, eine Aufnahme wurde in gleicher Besetzung im Tonstudio der UdK Berlin erstellt.

Mit freundlicher Unterstützung der Prinzregent-Luitpold-Stiftung sowie der Erwin und Gisela von Steiner-Stiftung