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Hans Könings, aus: Die andere Geschichte, Linoldruck, 36 x 36 cm (2011)
Hans Könings
Die andere Geschichte

31. März - 14. Mai 2011
Buchbsprechung (NL)
Buchbesprechung DANDY CLUB
Berliner Tagesspiegel
MONOPOL

Fotografien sind ein wichtiges Medium zur Konservierung von Erinnerungen. Aufbewahrt in einem Fotoalbum scheinen einzelne Momente gebannt und für immer fixiert zu sein. Doch was verraten diese Aufnahmen wirklich über abgebildete Personen und Darstellungen? Hans Könings reflektiert in einer eindrucksvollen Serie von 49 schwarzweißen Linoldrucken sowohl eigene als auch fremde Mythen und Erinnerungen.

Der niederländische Künstler Hans Könings greift in seinen grafischen Arbeiten auf eigene oder fremde Fotografien zurück. Seine fotografischen Vorlagen sind den Medien entnommen, auf dem Flohmarkt gefunden oder entstammen dem eigenen biografischen Fundus. Könings geht dem Geheimnis der Bilder auf den Grund, indem er sie aus den ursprünglichen Kontexten löst und in Linoldrucke übersetzt. Losgelöst vom ursprünglichen Abbild erhalten die Bilder einen eigenständigen Charakter. Die teilweise stereotypen Posen erscheinen vertraut und erinnern an Filmstills aus dem 20. Jahrhundert. Licht und Schatten sind klar voneinander abgegrenzte gestalterische Elemente, die Umgebung und Figuren entpersönlichen und neu definieren. Die Übertragung in reine Schwarz-Weiß-Werte eröffnet die Möglichkeit, mit den Bildern andere Zusammenhänge zu erfinden und neue Geschichten zu erzählen. »Die andere Geschichte« von Hans Königs ist zu sehen in der Petra Rietz Salon Galerie und erscheint als Publikation im Kerber Verlag Bielefeld.

Bereits in seinen früheren Arbeiten verfolgt der Künstler diese Strategie. Auch für die Serie »Berliner Männer« (2008) dienen Fotografien als Vorlage für Könings großformatige Linoldrucke. Durch die künstlerische Umsetzung erfolgt eine Aneignung eigener sowie kollektiver Geschichte, die so eine individuelle Auseinandersetzung erfährt. Die Umgestaltung und Neuordnung von fotografischen Dokumenten ermöglicht dem Betrachter eine neue und ungewöhnliche Perspektive auf die Fotografie als Medium der Erinnerung und lädt zur Reflexion darüber ein. Mit Könings Ausstellung »Die andere Geschichte« feiert der Petra Rietz Salon sein fünfjähriges Bestehen.

Hans Könings (*1950 Den Haag) studierte Malerei und Druckgrafik an der Academy of fine Arts Sint-Joost in Breda und an der Jan van Eyck Academy in Maastricht. Er war Professor an der Royal Academy of Fine Arts in Den Haag und Gastprofessor an der Kunstakademie in Düsseldorf und der Academy of Fine Arts in Neu Dehli. Seine Werke sind u.a. vertreten in den Sammlungen des Van Abbemuseum in Eindhoven, im Stedelijk Museum in Amsterdam und im Gemeentemuseum in Den Haag. Er lebt und arbeitet in Berlin.

www.hanskonings.com